Johannes 1,41
Johannes und Andreas gaben sich nicht damit zufrieden, den Predigten von Johannes dem Täufer zuzuhören. Vielleicht hätte es mir gereicht, im direkten Kontakt mit diesem berühmten Redner zu leben. Gab es einen besseren Prediger als ihn? Naja, höchstens einen vielleicht. Und als Johannes und Andreas diesem begegneten, verließen sie Johannes den Täufer und folgten Jesus. Spannend ist, mit welcher Frage sie sich an Jesus wandten: „Meister, wo ist Deine Herberge?“ (Johannes 1,38).
Ganz schön mutig. Sie baten ihn nicht um eine kurze Unterredung, einen Tipp, eine Stellungnahme, einen geistlichen Impuls oder ein Wunder.
Sie wollten seine Adresse wissen,
weil sie sein wollten,
wo er war.
Sie wollten ihn richtig kennenlernen:
Wie tickte er,
was brannte in seinem Herzen,
was bewegte seine Seele?
Sie wollten sehen,
was er sah, und
dorthin gehen,
wohin er ging.
Ihn selbst wollten sie sehen.
Worüber lachte er, und
wie verhielt er sich, wenn er müde war?
Am brennendsten interessierte sie die Frage, ob er wirklich der war, als den Johannes der Täufer ihn bezeichnet hatte. Sollte das wahr sein? Was konnte das bedeuten? Was um alles in der Welt tat er hier – auf der Welt?
Auf solche Fragen bekommt man keine Antworten, indem man Verwandte und Freunde befragt oder danach googelt. Da muss man schon mit der Person selbst reden.
Was antwortet Jesus ihnen? „Kommt und seht“ (Vers 39).
Er lud die beiden ein. Er forderte sie nicht auf, mal kurz vorbeizuschauen und einen flüchtigen Blick auf seine Image-Broschüre zu werfen. „Kommt und seht“ bedeutet: Bringt Brille und Lupe mit. Ihr sollt alles genau untersuchen. Jesus will nicht, dass wir ihn nur aus dem Augenwinkel betrachten oder nur gelegentlich vorbeischauen. „Wir wollen den Blick auf Jesus richten, der uns auf dem Weg vertrauenden Glaubens vorangegangen ist und uns auch ans Ziel bring.“ (Hebräerbrief 12,2)
Ein Jünger fixiert seinen Meister.