One size doesn’t fit all – Chancen und Herausforderungen für Gemeindemodelle

Neulich hat mir meine Schwester dieses Foto geschickt: MEIN ERSTES AUTO!!! Unglaublich. Sofort waren tolle Erinnerungen da: freiheitatmende Fahrten mit offenem Verdeck und der großen Liebe auf dem Beifahrersitz, eine Motortechnik, die sogar von mir reparierbar war,….  …das perfekte Auto für Dirk vor 20 Jahren. Was damals perfekt war, passt heute nicht mehr: Würde noch Ente fahren hätte ich ein echtes Problem: 3 Kinder, Langstreckenfahrten und erhöhte Spritpreise,… Da taugt die “Familenkutsche” schon besser.

Bei Autos leuchtet es uns ein: Zeiten ändern sich, Ansprüche ändern sich und ich benötige noch immer ein “Fortbewegungsmittel”. Doch was ich als “angemessenes Auto” bezeichne, hat sich geändert.
Ganz ähnlich ist es auch beim Thema “Gemeinde”: Noch immer brauchen wir die “Gemeinschaft der Heiligen” (wie sie z.B. in Apostelgeschichte 2 beschrieben wird) und das wird sich auch nicht ändern. Doch mit veränderten Zeiten, Ansprüchen und Lebenssituationen müssen sich auch die “Formen von Gemeinde” abändern, die uns beim Weiterkommen helfen.

In Toronto habe ich im letzten Jahr viele unterschiedliche Kirchenmodelle kennen gelernt. Faszinierend wie sie alle ein gemeinsames Anliegen hatten und doch ganz unterschiedliche Formen dafür gefunden haben. 
Hier ein kleiner (sehr grober und pauschalisierender) Überblick über verschiedene Kirchenmodelle:

Die Limousine: jeder träumt von ihr (zumindest die meisten Pastoren), aber kaum einer wird sie jemals erreichen: Megachurches (mit riesigem Einzugsgebiet), prägend für das “Image von christlichem Glauben in der Stadt” (zum Guten (wo sie den Nöten der Stadt dienen) und zum Schlechten (wenn der schillernde Leitpastor wieder mal Geld veruntreut hat…).

Die Familienkutsche: “der Klassiker”: Jeder hat schon Erfahrungen mit ihnen gemacht. Der Fahrkomfort ist – naja – ausbaufähig. Meistens gibt man nicht mit ihnen an, aber man weiß, dass sie einem in der anstrengendsten Lebensphase das Überleben gesichert hat (und das ohne viel zu Murren).

– der Kombi: der “kaukasische Kanadier”: Mittlere Größe, war mal eine Familienkutsche. Denomination: Ganz egal (dass darf man ihnen nicht sagen, aber ist inzwischen so) Leitungsstil: basisdemokratisch, konsensorierntiert (interessanterweise kommt dieses Konzept im Großstädten mehr und mehr unter Druck. In den Vorstädten und ländlichen Regionen weiterhin der Marktführer).

– Diese Import-Kisten: Ethnische Gemeinden (dort trifft sich die erste Einwanderer-Generation): Alles in der Muttersprache (nicht englisch oder für Deutschland “deutsch”), Leitungsstruktur ist stark an der Heimatkultur orientiert (meist unbewusst). Starke missionarische Ausrichtung und eine große Hilfe für Neuankömmlinge.
Sie wachsen solange Immigranten aus ihrer ehemaligen Heimat ankommen (in den 50ern waren das in Toronto viele Europäer; heute sind es vor allem Iraner, Chinesen und Koreaner). Größte Herausforderung: Die Kinder der Immigranten finden selten Heimat in diesen Gemeinden, da sie Englisch leben, denken und glauben (“2. generation immigrants”).

– Hybrid-Modelle: Multikulturelle Projektkirchen (Leitsprache: Englisch; keine eigene Immobilien,…). Sie versuchen neue Wege zu gehen und sind experimentierfreudig. Leider sind sie meistens noch nicht “serientauglich” oder “wirtschaftlich”. Doch vermutlich werden bei ihnen neue Wege entdeckt, die Gemeinde zukunftsfähig machen. Bleibt zu hoffen, dass die großen Kirchen sie weiter unterstützen.

Schluss: Und meine Ente? Welche Art Kirche repräsentiert die nun? Hm, gute Frage. Vielleicht keine. Oder vielleicht eben gerade die, die in kein Schema passt? Vielleicht die, die passt für Dein Leben und Dein Umfeld und für Gottes Sehnsucht nach Versöhnung mit den Menschen. Gib nicht das Verlangen auf, Teil einer Gemeinde zu sein, die in ihrer Einzigartigkeit die beste Schnittstelle zwischen Himmel und dem Stück Erde um dich herum ist.
Wir basteln gerade an einer “Entwicklungshilfe”, die Menschen hilft, das passende Modell zu finden und aufzubauen. Als Schnittstelle zwischen Gottes Traum, den eigenen Gaben und Erfahrungen und der Geschichte und Bedürfnis deines Ortes. Falls du Erfahrungen und Ideen hast, dann schreib mir doch und bastel mit!!

Lass uns weiter dafür beten, arbeiten und leben.
One size don’t fits all!!

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